Varoufakis ist ein Spieltheoretiker. Er weiß, dass die Spiele erst in letzter Sekunde entschieden werden. Wir werden jetzt dramatische Tage erleben. Da heißt es Nerven bewahren.
Gestern konnte man in der Tagesschau Griechen im Alltag, in den Geschäften, auf den Marktplätzen, als Verkäufer erleben, die alle einen ausweglosen Eindruck machten. Wie ein Mantra sagten sie alle, hier könne nicht mehr gespart werden. DAs Geld der Leute sei alle. Sie hätten jetzt schon keines mehr. Ein Reformbewußtsein war nicht zu spüren. Eigenverantwortung auch nicht. Das Land befindet sich in einer kollektiven Sackgasse. Die gleiche Stimmung, aber umgekehrt gibts in Resteuropa. Da fahren zwei Züge aufeinander zu.
Das muß jetzt ausgehalten werden. Die Spannung wird noch viel größer werden. Doch es gibt nur eine Lösung. Und die heißt Reformen. Mit oder ohne Tsipras. Das kann er sich aussuchen.
Gustav Horn war mal Staatssekretär bei Lafontaine. Die Debatte in der SPD läuft. Gabriel versucht sie in der Mitte zu positionieren. Da tut er recht dran. Aber es wird sie zerreißen.
Jetzt kommen die Kosten auf den Tisch, die wir sowieso bezahlen müssen. Ich denke, wenn Griechenland sich tatsächlich seiner eigenen Verantwortung besinnt, läßt sich das akzeptieren.
Auch das wird nicht funktionieren. Griechenland ist nicht Equador. An der griechischen Finanzmisere sind nicht betrügerisch zustande gekommene Kredite schuld, sondern der Selbstbetrug des griechischen Staates und gegenüber der EU.
Aber in Griechenland sind zur Zeit eine Menge an linken Heilslehrern dabei ihre Träume von einer alternativen Finanzpolitik auszuleben. Und da passt die Theorie von betrügerischen Krediten gut ins Bild.
Ich glaube nicht, dass wir die "Endphase" schon erreicht haben. Es wird eher daran gefeilt, wie die ja jetzt schon über die EZB laufenden weiteren finanziellen Unterstützungen der griechischen Banken freundlich benannt werden könnten. Die "Hilfe" wird weitergehen, Tsipras und Varoufakis werden in Trippelschrittchen scheinbar entgegenkommen, die öffentliche Meinung wird pro Hilfe für Griechenland weiter verstärkt werden: http://www.spiegel.de/wirtschaft/wolfgan...-a-1040039.html
Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht. Vielleicht sinkt ja der ramponierte Euro-Krug eher, als der griechische. Diese Antiquitäten waren immer schon besonders robust, wurden und werden als wertvolle Artefakte gerne in Museen ausgestellt. Die EU, so wie sie verfasst ist, hat da eher weniger Chancen.
Jedenfalls stelle ich mir gerade vor, wie im Bundespresseamt emsig an der Lesart gefeilt wird: Nie wieder Lehmann-Pleite! Wir werden konsturktiv-kritisch den griechischen Weg der Reformen begleiten. Spiele werden manchmal schon beim ersten Zug entschieden, egal, was die Spieltheorie dazu meint. Denke ich jedenfalls mit meinen rudimentären Kenntnissen im Schachspiel. Und als alter Skater.
Vielleicht tuen uns Tsipras und Varoufakis dennoch einen Gefallen. Sie erlösen uns und sich selbst von einem Alpdruck. Nämlich der Vorstellung, das Griechenland seine Schulden zurückzahlen könnte.
Denn der IWF hat jetzt begutachtet, dass die Schuldentragfähigkeit eh viel zu niedrig sei. Griechenland ist gar nicht in der Lage seine Schulden zurückzuzahlen. Davon sind aber alle Hilfsprogramme ausgegangen.
So gesehen, hätten gar keine Kredite gegeben werden dürfen.
So gesehen, ist es richtig, irgendwann Schluß zu machen mit diesen irrigen Vorstellungen. Der Zeitpunkt scheint jetzt gekommen zu sein.
Griechenland ist nicht leistungsfähig im Vergleich zu den übrigen EURO-Staaten.
Es wird mehr verbraucht als erwirtschaftet wird. Das heißt, es lebt über seine Verhältnisse. Daraus ergibt sich seine schlechte Schuldentragfähigkeit.
Wenn es eine eigene Währung hätte, könnte man diesen Umstand durch eine Abwertung der nationalen Währung ins Gleichgewicht bringen.
Griechenland hat aber keine eigene Währung. Da hilft nur ein Absenken der Einkommen, sprich Löhne, Gehälter und Renten. Das genau haben die Sparprogramme der Troika versucht durchzusetzen.
Das heißt aber auch, wenn Griechenland im Euro bleiben will, muß es sparen. Was nicht zusammengeht ist im Euro bleiben zu wollen, und gleichzeitig auf den Sparkurs zu verzichten.
Tsipras aber hat beides versucht. Zumindest sieht das so aus.
Unabhängig davon ist die Frage, was aus den Schulden Griechenlands wird.
Denn sowohl ein Sparkurs unter den Bedingungen des €-Verbleibs, oder auch die Rückkehr in eine nationale Währung steht unter dem Vorbehalt der Rückzahlungsmodalitäten der griechischen Staatsschulden.
In jedem Fall werden Tilgung und Zinsdienst gewaltig den Haushalt belasten.
Tsipras scheint der Meinung zu sein, dass Griechenland davon überfordert wird, die Gläubiger bisher nicht.
Eine Entschuldung Griechenlands könnte hier die Lösung sein.
Schlußfolgerung:
1. Damit Griechenland wieder auf Wachstumskurs kommt, muß es aufhören über seine Verhältnisse zu leben. 2. Dafür muß es entweder sparen oder in seine nationale Währung zurückkehren. 3. Vermutlich kann nur, eine zumindest teilweise Entschuldung Tilgung - und Zinslasten auf ein Erträgliches Maß bringen.
Das gilt kurzfristig. Mittelfristig muß Griechenland auch seinen Staat stärken.
Tspras weigert sich weiter zu sparen. Also muß er aus dem Euro raus.
Er aber will im Euro bleiben, ohne zu sparen. Das bürdet seinen Gläubigern die Lasten der griechischen Sanierung auf. Damit sind sie nicht einverstanden.
Das ist der Stand der Dinge.
Nach dem Referendum ist vor dem Referendum.
Nichts hat sich geändert.
Wenn der Staat bankrott geht, kann er keine Gehälter und Renten mehr zahlen. Das führt ins Chaos.
Wenn die Banken ihre Einlagen verlieren, und ihre Kredite nicht zurückerhalten, kommt auch der Zahlungsverkehr zum Erliegen. Damit wird die Wirtschaftstätigkeit auch national erdrosselt.
Es kann zu Hungeraufständen, zu unkontrollierten, sozialen Wutausbrüchen kommen.
Tatsächlich scheint ihm klar zu sein, dass Griechenland überhaupt keine Chance hat, die Schulden zurückzuzahlen.
Das sind die beiden einzigen Möglichkeiten Griechenland wieder auf Wachstumskurs zu bringen.