Männer stehen vor Gericht. Duo aus der linken Szene soll Auto von Burschenschafter demoliert haben, HNA, 10.11.16. http://www.hna.de/lokales/goettingen/goe...en-6965871.html „Zu Beginn des Prozesses kam es zu einem Eklat. Prozessbesucher aus der linken Szene protestierten lautstark dagegen, dass drei bekannte Angehörige der rechtsextremen Szene ebenfalls im Zuhörerraum saßen. Auf Anordnung des Richters mussten die Zwischenrufer den Saal verlassen. Am ersten Verhandlungstag hörte das Gericht eine Reihe von Zeugen. Ein klares Bild ergab sich dabei allerdings nicht. So gab es bereits unterschiedliche Angaben dazu, wie viele Personen an dem Vorfall beteiligt gewesen waren. Die Polizei, die damals von mehreren Anrufern verständigt worden war, fahndete zunächst nach vier Personen, stieß dann aber nur auf zwei Tatverdächtige.“
Bonn
Rüdiger Franz: Attacke mit Flaschen und Steinen, General-Anzeiger Bonn, 15.11.2016. http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn...cle3405755.html „Der jüngste Angriff auf die Bonner Burschenschaft Raczeks wirft ein Licht auf die gewaltbereite linksextreme Szene in der Stadt. Bereits mehrfach hatte es vor dem Haus der Burschenschaft Demonstrationen gegeben. Es war nicht der erste nächtliche Besuch, den die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks von Angehörigen der linksautonomen Szene erhalten hat. Doch die Attacke von Sonntagnacht dürften die Hausbewohner so schnell kaum vergessen. Wie die Polizei am Montag bestätigte, versuchte sich eine Gruppe unter Androhung von Prügel gewaltsam Zugang in das Haus zu verschaffen. Ein Teil der Tatverdächtigen wurde später von der Polizei dingfest gemacht. Sie saßen in einer benachbarten Kneipe beim Bier zusammen. […] „Die Verdächtigen stammen nur teilweise aus Bonn“, sagte am Montag ein Polizeisprecher. Hintergrund und Beweggründe der Angreifer sind im konkreten Fall zwar noch unklar. Allerdings haben nicht zuletzt die Parolen der Randalierer den Staatsschutz auf den Plan gerufen. Angriffe gegen studentische Korporationen sind ein altes Phänomen. Wie in anderen Universitätsstädten gehören auch in Bonn Kampagnen, Sprechchöre, Farbanschläge und Sitzblockaden seit Jahren zum Erfahrungsschatz von Studentenverbindungen. […] Auch Organisatoren von Pegida-Veranstaltungen wie die rechte Aktivistin Melanie Dittmer wurden in Bonn bei verschiedenen Übergriffen verletzt. Der Bonner Skandalautor Akif Pirincci und die hiesige Alfa-Chefin Andrea Konorza erlebten in diesem Jahr Farbbeutelanschläge auf ihre Häuser. Einschlägige Internetforen werfen ein Licht auf eine diffuse Szene, deren Dunstkreis von lose organisierten Antifa-Gruppen über surreal anmutende Anarchistenkreise bis hin zum offen gewaltbereit operierenden „Schwarzen Block“ reicht. Die „Antikapitalistische Aktion Bonn“ teilte 2015 im Internet nach den Krawallen rund um die Eröffnung der neuen EZB-Zentrale in Frankfurt selbstbewusst mit, diese seien eine „Generalprobe“ für den G-7-Gipfel gewesen. Und auf Plakaten zum Ausdrucken stand geschrieben: „Ins Herz der Bestie! Den G-7-Gipfel stürmen!“ Als zuvor mit steckbriefartigen Plakaten und den Worten „Wanted“ und „Mörder“ subversiv nach Oberst Georg Klein „gefahndet“ wurde, zeichneten ebenfalls die Bonner „Antikapitalisten“ verantwortlich. Vergleichsweise unaufgeregt wirkt da die aktuelle Lageeinschätzung der Bonner Polizei: „Eine gefestigte linke Szene ist nach unserer Erkenntnis in Bonn nicht vorhanden und zahlenmäßig nicht festlegbar“, so ein Sprecher.“
Unterhaching
Bereits zum vierten Mal. AfD-Büro in Unterhaching besprüht: "OB Reiter hat Mitschuld", AZ, 15.11.2016. http://www.abendzeitung-muenchen.de/inha...591a5d822a.html „Die Geschäftsstelle der bayerischen AfD in Unterhaching ist in der Nacht auf Sonntag demoliert worden. Die Polizei konnte fünf Tatverdächtige festnehmen. Die Täter hatten nachts um 4 Uhr mit fünf Pflastersteinen zwei große Fensterscheiben im Eingangsbereich zerstört und mit roter Farbe großflächig Parolen gegen die AfD auf die Hauswand gesprüht. Drei der Festgenommenen hatten noch Spray-Farbe an ihren Händen, als die Polizei sie aufgriff. Bei den Festgenommenen handelt es sich um Personen im Alter zwischen 15 und 21 Jahren. Der Landesvorsitzende der AfD, Petr Bystron, verurteilte den Angriff – und gibt der Berichterstattung über die AfD eine Mitschuld: "Die Täter sind bestimmt wieder aus dem Antifa-Milieu, das sieht man schon an den Parolen.Es gibt eine Mitschuld all jener, die sich öffentlich oder in den Medien pausenlos diffamierend über die AfD äußern und Gewalttäter dadurch zu solchen Übergriffen geradezu ermuntern." Besondere Schuld habe Münchens OB Reiter, der "angebliche Anti-Rechts-Projekte mitfinanziert, obwohl dort Linksextremisten und deren Unterstützer gezielt Hass gegen die AfD schüren", sagte Bystron. Auch er leide unter Angriffen, sein Wohnhaus und sein Auto seien auch schon attackiert worden.“
Anne Hemmes: Unterhaching. Unbekannte verwüsten AfD-Geschäftsstelle, BR, 15.11.2016. http://www.br.de/nachrichten/afd-unterhaching-100.html „Die Geschäftsstelle der AfD in Bayern ist von unbekannten Tätern schwer verwüstet worden. Am vergangenen Sonntag seien gegen 3.45 Uhr die Scheiben mit Pflastersteinen eingeworfen und die Fassade mit roter Farbe beschmiert worden, so ein Sprecher der Polizei. Die Täter hätten anschließend auch die Räume betreten und verwüstet. […] In München finanziere der Stadtrat mehrere Tarnvereine und Einrichtungen der Antifa. "Die Übergriffe von Linksextremisten häufen sich in von der SPD geführten Städten. Nur vor wenigen Tagen wurden in Regensburg AfD-Mitglieder von vermummten Linksextremisten angegriffen und ins Gesicht geschlagen", so Bystron.“
Michael Morosow: Unterhaching. Im Visier der linken Szene, SZ, 17. November 2016. http://www.sueddeutsche.de/muenchen/land...szene-1.3253374 „Buttersäure, Farbe, Pflastersteine: Nach wiederholten Anschlägen auf die Landesgeschäftsstelle der AfD in Unterhaching geht auch die Polizei von politisch motivierten Taten aus. Die Partei erwägt mittlerweile einen Umzug. […] Wie es im Polizeibericht vom Mittwoch heißt, seien drei Täter im Alter zwischen 15 und 21 Jahren bei einer Sofortfahndung in Tatortnähe aufgegriffen worden. Gegen sie werde nun ermittelt. Abweichend von dieser Darstellung hat AfD-Landeschef Bystron am Dienstag in einer Presseerklärung behauptet, die Polizei habe fünf Personen festgehalten, von denen drei noch Sprühfarbe an den Händen gehabt hätten. Warum diese Details sowie die Vorgeschichte der Tat vom Sonntag von der Polizei nicht öffentlich gemacht wurden, dazu vermochte ein Polizeisprecher am Mittwoch keine Erklärung abzugeben. "Ich habe gedacht, ich sterbe, so laut war der Krach, als die Steine durchs Fenster flogen", erinnert sich Maria Buchtel an den jüngsten Anschlag vor drei Tagen. Die Wirtin wohnt über der Gaststättenküche und hat alle vier Anschläge hautnah miterlebt. Ganz schlimm sei es vor gut zwei Wochen gewesen, am 29. Oktober um 23.03 Uhr. "Ich hatte extra auf die Uhr geschaut." Sie sei so erschrocken gewesen, dass ihr Angestellter die Polizei rufen musste, weil sie dazu nicht in der Lage gewesen sei. Zuerst habe sie an eine Bombe gedacht, "so ein Knall war das". Auch an den Buttersäure-Anschlag von vor zwei Monaten könne sie sich noch sehr gut erinnern, weil ihr um 3.30 Uhr in der Früh plötzlich ein "fürchterlicher Gestank" in die Nase gezogen sei. Inzwischen, so ihr Angestellter Slavko Pfister, fahre fast jede Nacht eine Polizeistreife bei ihnen vorbei. "Hier, schauen sie sich den Abfalleimer an", sagt Martin Schmid, der Leiter der AfD-Geschäftsstelle an der Fasanenstraße. Einer der fünf Pflastersteine wurde offenbar mit solcher Wucht gegen eine Scheibe geworfen, dass er nicht nur diese durchbrach, sondern bis zur gegenüberliegenden Wand flog, wo er einen Alu-Abfalleimer zerdepperte. Bei dem Anschlag von vor zwei Wochen hätten die dreifach verglasten Scheiben noch gehalten, "nur die äußere zerbrach". Am vergangenen Sonntag nun haben die Pflastersteine die vorgeschädigten Scheiben total zertrümmert.“
Daniela von Treuenfels: Bewerbung als Berliner Bezirks-Stadträtin. Was für eine Chance!, Tagesspiegel, 16.11.2016. http://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirk...e/14849556.html „Franziska Drohsels Bewerbung als Stadträtin in Steglitz-Zehlendorf ist krachend gescheitert. Sie sollte wieder kandidieren, findet unsere Gastautorin. Nur wenn wir wieder über politische Ideen diskutieren, seien Populisten chancenlos. Die gute Nachricht zuerst: die Kategorien jung und weiblich reichen nicht (mehr), um jemanden von einem politischen Amt fernzuhalten. Die schlechte Nachricht: Man muss nicht über den großen Teich schauen, um eine Ahnung von der destruktiven Kraft und Macht alter weißer Männer zu bekommen. Was geschah:Franziska Drohsel, ehemalige Juso-Vorsitzende, heutige Juristin, hatte sich um ein Amt als Bezirksstadträtin beworben und scheiterte krachend am Widerstand von CDU und AfD. Der Vorwurf: Drohsel war bis 2007 Mitglied der „Roten Hilfe“ (RH), einer „Solidaritätsorganisation, die politisch Verfolgte aus dem linken Spektrum unterstützt.“ (Selbstdarstellung). Die RH wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Gleichzeitig ist ihre Expertise gefragt: 2013 bat der Thüringische Landtag die „Rote Hilfe“ um ein Gutachten zur Neufassung des „Polizeiaufgaben- und Ordnungsbehördengesetzes“. Die Stellungnahme wurde fristgerecht geliefert. Haben wir es hier mit einer gefährlichen Organisation zu tun? Eine Antwort auf diese Frage müsste mindestens sehr differenziert ausfallen. Populisten haben hier leichtes Spiel. „Links“ ist gleich gewaltbereit und unqualifiziert. Rot bedeutet antikapitalistisch und damit verfassungsfeindlich. Simple Botschaften, die verfangen.“
Die Linke Antikapitalismus
Wolfgang Gründinger: Das miese Spiel der CETA- und TTIP-Gegner, Vorwärts, 08. November 2016. http://www.vorwaerts.de/blog/miese-spiel-ceta-ttip-gegner „Die Gegner der Handelsabkommen TTIP und CETA machen Parlamente und Gerichte verächtlich und verunglimpfen sie als undemokratisch. Jeder, der nicht ihre Meinung teilt, wird zum Feind des Volkes erklärt. […] Das Bundesverfassungsgericht wurde zur nächsten Zielscheibe der CETA/TTIP-Gegner. Als das Gericht einen Eilantrag gegen die CETA-Unterzeichnung verwarf, twitterte Linken-Chefin Katja Kipping: „Das nennt man dann wohl Klassenjustiz: #Bundesverfassungsgericht billigt #CETA und macht sich zum Handlanger der #Groko & Großkonzerne.“ Weil das Gericht CETA nicht von vornherein schlicht ablehnte, wurde es als „Handlanger der Großkonzerne“ und der „Klassenjustiz“ verunglimpft. Mit demokratischer Kultur hat eine solche Wortwahl überhaupt nichts mehr gemein. Und übrigens entspricht diese Behauptung auch in keiner Weise den Tatsachen […] Um nicht falsch verstanden zu werden: Eine intensivere Einbindung von Parlamenten und Zivilgesellschaft bereits in früheren Phasen der Verhandlungen wäre durchaus im Sinne einer lebendigen, an das Volk und seine Vertreter rückgekoppelten Demokratie. Aber eine Verschwörung des „Großkapitals“ mit „der“ Politik gegen die Demokratie oder uns kleine Bürger, als die CETA und TTIP oft dargestellt wird, hält einem Faktencheck nicht stand.“
Debatte
Werner J. Patzelt: Kronzeugen von Atticus im Gespräch mit dem Angeklagten, etc.pp - Patzelts Politik, 28. Oktober 2016. http://wjpatzelt.de/?p=1045 „Im September 2016 unternahm die Dresdner Vereinigung Atticus e.V. mir gegenüber einen Skandalisierungsversuch, der mangels eines plausibel skandalisierbaren Sachverhalts sofort floppte. Den ganzen Vorgang habe ich auf meinem Blog wjpatzelt.de in den folgenden Texten dokumentiert: […] Im Folgenden geht es nur um einen Teil all dessen, nämlich um die kollegiale Auseinandersetzung mit den Kollegen Hajo Funke und Karl-Siegbert Rehberg. Sie hatte Atticus e.V. zunächst voller Stolz als Kronzeugen seiner Angriffe aufgeboten. Dankenswerterweise haben beide mich autorisiert, ihren Anteil an unserem Schriftverkehr wörtlich zu zitieren.“
Kleidung
B. Ulbricht und K.-D. Brühl: Kupferbergschule verbietet Thor Steinar, SäZ, 10.11.2016. https://www.sz-online.de/sachsen/kupferb...ar-3537835.html „Am Mittwoch laufen uns die Jungs zufällig über den Weg. Sie sprechen uns an: „Sie sind doch von der Zeitung? Wissen Sie, bei uns an der Kupferbergschule sind ab morgen Thor-Steinar-Klamotten verboten, und wir finden das ungerecht. Wenn andere mit linken Klamotten kommen, stört das niemanden.“ Wir sind verblüfft. […] Tatsächlich kann eine Schule in der Hausordnung solche Verbote festlegen, allerdings muss dem die Schulkonferenz – bestehend aus Lehrern, Eltern und Schülern – zustimmen. Geschieht das einvernehmlich, ist die Angelegenheit klar. Wenn nicht, liegt die Sache anders, denn nur wenige Marken wie „Consdaple“– wegen des Kürzels NSDAP, sind als verfassungsfeindlich eingestuft und verboten. […] Da macht die linke Szene eine Ausnahme. Auch deren Anhänger geben sich zunehmend mit Band-Marken aus der linken Szene oder entsprechenden Schriftzügen zu erkennen – Nazi-Hunter oder Antifa-Streetware zum Beispiel.“
„Eure Trauer ist unsere Freude“, Sichtplatz, 11. November 2016. http://sichtplatz.de/?p=7047 „„Jedes Jahr gilt an diesem Tag das allgemeine Tanzverbot. Dieses Verbot, was sich gegen öffentlichen Tanz und musikalische Darbietungen richtet, ist lediglich die Fortsetzung dessen, was bereits im Ersten und Zweiten Weltkrieg in Deutschland gang und gäbe war. Wenn die Deutschen um ihre von den Alliierten im Kampf gegen Deutschlands Expansion getöteten Streitkräfte trauern, versteht man keinen Spaß. Vom strammen Kameradschaftsnazi, über die CDU bis hin zur Linkspartei, welche sich vor einigen Jahren noch dazu berufen fühlte das Tanzverbot am Volkstrauertag zu kippen, gedenkt man unterschiedslos deutschen Soldaten, alliierten Streitkräften und Opfern von ‘Gewaltherrschaft’. Vom einstigen Willen das Tanzverbot zu kippen bleibt nichts mehr, wenn Bodo Ramelow umgeben von traurigen und bestürzten Bundeswehrgesichtern über die Toten trauert, die einst in die Welt zogen, um Deutschland ‘great again’ zu machen. Das Tanzverbot steht dabei nicht nur in der deutschen Tradition aus beiden Weltkriegen, sondern stößt auch heute noch auf offene Ohren. […]“ Vielleicht wollen Sie jetzt wissen, wo Sie Ihren politisch-korrekten Gedenktanz aufführen können, weil Sie doch auch alles richtig machen wollen? Am Samstag um 18 Uhr lädt die Antifa zur Nachttanzdemo nach Erfurt. Und wenn Sie am eigentlichen Volkstrauertag noch nichts vorhaben und gegen den Volkstrauertag demonstrieren wollen, so können Sie das um 16 Uhr in Friedrichroda gegenüber dem REWE-Parkplatz. Statt nun also nur wegen der Trump-Wahl zu trauern, kann der wohlmeinende Deutsche zur Trauerbewältigung an diesem Wochenende den Volkstrauertag bekämpfen. Danach wird die Welt bestimmt besser. Doch was machen wir eine Woche später? Könnten wir da nicht auch noch etwas gegen den Totensonntag tun?“
Blockupy
Kristiana Ludwig: Auf den Spuren der Wut. Berlin: Wut als Proseminar (2), Süddeutsche Zeitung, 29. September 2016. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/au...minar-1.3179326 „Dass die Blockupy-Aktivisten heute das Arbeitsministerium belagern wollen, hat Decker in einer Pressekonferenz angekündigt, offiziell angemeldet ist der Protest jedoch nicht. Er wird ein Akt "zivilen Ungehorsams", sagt Decker. Jemand ruft: "Und los", dann beginnt die Fünf-Finger-Taktik. Zwei Grüppchen rennen in Richtung Norden, eine dritte soll in in den Osten starten - doch die Ampel ist rot. […] "Blockupy ist besessen davon, öffentliche Gebäude zu besetzen", sagt Srdja Popovic. Der Serbe demonstrierte als Student gegen Slobodan Milošević. Heute ist er 43 Jahre alt und hat ein Zentrum für gewaltfreie Aktionen und Strategien gegründet - eine Art Unternehmensberatung für Protestgruppen. "Die Blockupy-Methode ist riskant", sagt er: "So ändert man weder das Handeln der Politiker noch gewinnt man dabei neue Mitglieder." Auch die Demonstranten, die nach der Finanzkrise als Occupy Wallstreet in New York zelteten, scheiterten. Dabei war ihr Protest kreativ, sehr gut organisiert und gewaltfrei.“
Anti- Gentrifizierung
Lars Langenau: Auf den Spuren der Wut. München: "Was wäre, wenn niemand Nein sagt?" (3), Süddeutsche Zeitung, 28. September 2016. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/un...-sagt-1.3179328 „Wenn sich die Wut bei einem freundlichen jungen Mann zeigt, dann läuft etwas schief - oder richtig. Kerem Schamberger, 30, hat gerade sein Studium an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität beendet und möchte weiter in der Wissenschaft arbeiten. Seit Jahren aber versteht er sich vorrangig als linker Aktivist, unter anderem in der "Aktionsgruppe Untergiesing". Eine überparteiliche Gruppierung, die sich seit ein paar Jahren gegen die Gentrifizierung des alten Münchner Arbeiter-Stadtviertels stemmt. […] Der "übermächtige" Gegner sind hier die Investoren oder "Spekulanten, die an der Kapitallogik orientierten großen Konzerne". […] Kathi meldet sich zu Wort, eine Frau Anfang 40 mit Holzfällerhemd und Raucherstimme. Sie sagt über ein seit Jahrzehnten leerstehendes Haus im Stadtviertel Westend: "Ich hoffe, dass das mal besetzt wird." Nur: In München, in Bayern gibt es seit Strauß' Zeiten ein ehernes Gesetz, dass Häuser innerhalb der ersten 24 Stunden nach Besetzung geräumt werden.“
Claus Christian Malzahn: Trump-Sieg Sieben fatale Fehleinschätzungen der Eliten, Die Welt, 13.11.2016. https://www.welt.de/politik/deutschland/...der-Eliten.html „So wie Ronald Reagan, der am 12. Juni 1987 am Brandenburger Tor vom sowjetischen Generalsekretär gefordert hatte: „Mr Gorbatschow, tear down this wall.“ Reagan galt deshalb als Fantast, der Satz wurde in der Bundesrepublik entweder belächelt oder nicht weiter beachtet. Akteure wie Gerhard Schröder, die den Status quo der Teilung festschrieben, präsentierten sich dagegen als Realpolitiker, die den Mut hatten, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Vor allem die Sowjets reagierten auf Reagans Spruch ungehalten. Sie beschuldigten den US-Präsidenten, „eine offen provokative, kriegstreibende Rede“ gehalten zu haben. Das bestätigte den Eindruck der Deutschlandpolitiker, der Kreml sei nicht bereit, die DDR aufzugeben. Was die Bevölkerung der DDR wollte, schien den Eliten nicht relevant zu sein. Dass dieses DDR-Staatsvolk dann im Sommer massenhaft abhaute und im Herbst 1989 sogar auf die Straßen ging, kam in den Szenarien der Ostblock-Experten nicht vor. Die SPD suchte lieber den Dialog mit der SED als das Gespräch mit einfachen DDR-Bürgern. Erst als klar wurde, dass Gorbatschow gegen die Montagsmärsche militärisch nicht intervenieren würde – anders als Breschnew im Sommer 1968 in Prag –, änderte sich die Lage grundlegend. Die Bürger der DDR waren plötzlich ein Machtfaktor, nicht mehr Objekt, sondern Subjekt der Geschichte. Die Deutschen im Osten wollten so leben wie die Deutschen im Westen. Darauf hätte man vor 1989 durchaus kommen können, etwa wenn man in der DDR auf Reisen war und mit Leuten ins Gespräch kam, die nicht vom SED-Staat dazu abgeordnet waren, westliche Besuchergruppen zu betreuen. Das aber taten die meisten „Experten“ gerade nicht. So wurden Historiker, Journalisten und Politiker im Herbst und Winter vom Wunsch nach der Wiedervereinigung geradezu kalt erwischt. Vor allem die Riege der sozialdemokratischen Entspannungspolitiker, die vorher weitgehend ein Monopol auf die Beurteilung der Ost-West-Beziehungen hatten, brauchten Jahre, um sich von diesem Realitätsschock wieder zu erholen. Auch hier zeigt sich ein Grundsatzproblem des Expertenwesens: Fachleute wissen zwar viel. Aber sie haben auch die Angewohnheit, den Gegenstand ihrer Expertise für unabänderlich zu halten. Das rächt sich zuweilen, und dann spricht man von einer Revolution.“
Sven Felix Kellerhoff: Zweiter Weltkrieg Als Stalin Churchill mit einem Brief zur Weißglut trieb, Die Welt, 10.11.2016. https://www.welt.de/geschichte/article15...glut-trieb.html „Während die Wehrmacht 1941 nach Moskau stürmte, schrieb Stalin einen unverschämten Brief an Churchill. Der Brite kochte vor Wut. Denn es ging um die Gewinne aus dem Hitler-Stalin-Pakt. […] In Stalins Brief sah Churchill zu Recht eine Missachtung dieser Prinzipien. Deshalb fuhr er Maiski direkt an: „Wenn Sie mit Ihren Nachkriegsplänen England in ein kommunistisches Land verwandeln wollen, möchte ich Sie hiermit wissen lassen, dass Ihnen das niemals gelingen wird!“ […] Außenminister Anthony Eden akzeptierte Stalins nachgeschobene Forderung grundsätzlich, nach dem künftigen Sieg über Hitler-Deutschland eine sowjetisch kontrollierte „Pufferzone“ in Ostpolen und dem Baltikum einzurichten. Faktisch knickte Großbritannien ein und sagte dem Moskauer Machthaber zu, dass er seine Beute aus dem Hitler-Stalin-Pakt behalten dürfe. Genau so kam es 1945 schließlich.“
Berthold Seewald: Todesurteile gegen Rotarmisten. Stalins Terror kostete eine ganze Armee das Leben, Die Welt, 15.11.2016. https://www.welt.de/geschichte/zweiter-w...-das-Leben.html „Um die Front zu halten, setzte Stalin 1941 auf brutalen Terror. Politkommissare erhielten weitreichende Befugnisse. Wer sich ergab, galt als Verräter. NKWD-Einheiten machten Jagd auf „Defätisten“.“
Griechenland
Linksradikale bekennen sich zu Handgranatenwurf in Athen, WZ, 14. November 2016. http://www.wz.de/home/politik/ausland/li...athen-1.2315581 „Eine bislang unbekannte linksradikale Untergrundorganisation namens «Revolutionäre Selbstverteidigung» hat die Verantwortung für einen Anschlag mit einer Handgranate auf die Botschaft Frankreichs in Athen am Donnerstag übernommen. Bei der Explosion war ein Polizist leicht verletzt worden. Als Begründung nannte die Untergrundorganisation die Beteiligung Frankreichs an «imperialistischen Interventionen» weltweit. Die Erklärung fand sich auf einer Internetseite von Autonomen. Die «Revolutionäre Selbstverteidigung» übernahm auch die Verantwortung für Schüsse, die auf die mexikanische Botschaft und die Büros der griechischen Sozialistischen Partei (Pasok) jeweils vergangenen August und vor zwei Jahren abgefeuert worden waren.“
Finnland Schulreform
him: Reform des Unterrichts Finnland schafft die Schulfächer ab, Der Spiegel, 14.11.2016. http://www.spiegel.de/lebenundlernen/sch...-a-1121123.html „Dieses Konzept, das Kyllonen mit ihren Kollegen entwickelt hat, sieht die völlige Abschaffung des bisherigen Fächerkanons bis zum Jahr 2020 vor. Stattdessen sollen die Schüler Ereignisse und Themen interdisziplinär bearbeiten - ein Ansatz, der an finnischen Schulen schon länger diskutiert wird. "Phänomen-Unterricht" nennen die Experten diese Form der Stoffvermittlung. Ein Beispiel: Der Zweite Weltkrieg wird zukünftig in einem Projekt gleichzeitig aus historischer, geografischer und mathematischer Perspektive behandelt. […] Zumindest in der Oberstufe werde damit auch das traditionelle Unterrichtsmodell entfallen, die Schüler sollen statt dessen in kleinen Arbeitsgruppen lernen.“