Viele der Worte der Trauer und des Mitgefühls, so wichtig sie sind und wie ehrlich sie auch gemeint sind, klangen so, als hätten wir es mit einer Naturkatastrophe zu tun.
Da wird dann oft die primäre Einsicht überlagert:
Der Islamische Staat hat uns den Krieg erklärt! Uns, ganz Europa.
Die Attentate von Paris lassen sich in ihrer Tragweite durchaus mit nine-eleven vergleichen. Nicht in ihren spektakulären Effekten und nicht in der Quantitat. Wohl aber in ihrer Qualität.Und diese Qualität geht sogar noch über nine-eleven hinaus: Wir haben es nicht nur mit einem Netzwerk zu tun, sondern mit einem veritablen Staatsgebilde mit erheblichen Ressourcen.
Was bedeutet das für uns?
Die Ziele der Terroristen sind klar: Sie wollen uns existenziell verunsichern, erschüttern. Sie wollen erreichen, dass unsere Bürger das Vertrauen in unsere Staaten verlieren. Sie spekulieren darauf, dass viele von uns vor lauter Furcht einknicken und bereit sind, jeden Preis für den Frieden zu zahlen. Also sollten wir einen klaren Kopf behalten und nicht in Panik verfallen.
Und sie wollen uns zu Angriffen auf die Moslems insgesamt verleiten, damit diese sich in unserer Gesellschaft isoliert und bedroht fühlen, was sie schlussendlich in die Arme der Islamisten treiben würde.
Doch das sollte uns nicht zur Tatenlosigkeit veranlassen.Zwar haben wir nicht viele Handlungsmöglichkeiten, aber diese sollten wir konsequent nutzen, schon um der Verunsicherung der Bürger entgegenzuwirken.
Dabei sollten wir uns auch nicht, von den üblichen Bedenkenträgern hindern lassen, die den Kriegszustand nicht wahrhaben wollen, die nur die Schwierigkeiten sehen und die Notwendigkeit von Aktionen zerreden, die meinen, wir könnten uns heraushalten, wenn wir nur brav stillehalten. Und die wie üblich alle Unterschiede zwischen uns und unseren Feinden wegrelativieren. Selbstbezichtigungen wegen unseres Tuns in der Vergangenheit inklusive.
Mit dem wohlfeilen Spruch " Wir dürfen nicht unseren Rechtsstaat aufgeben, sonst haben die Terroristen ihr Ziel erreicht" werden viele Aktionen tabuisiert. Als ob z.B. stärkere Überwachung den Rechtsstaat aushebele. Und als ob wir durch den Verzicht auf solche Aktionen den Terroristen imponieren könnten!
Und wir sollten uns nicht mit dem "Argument", 100 %ige Sicherheit könne es nicht geben, von jeglichen Maßnahme abhalten lassen.
Natürlich fehlt jetzt auch nicht der Hinweis, Sicherheitsmaßnahmen könnten Attentate nicht verhindern. Tatsächlichj haben sie das aber - und zwar auch bei uns, nicht zuletzt dank der Hilfe der Amerikaner.
Die Beschwichtiger, die Islam-Versteher und die Relativierer solten uns nicht länger aufhalten. Wie stehen wir sonst da, wenn auch bei uns so etwas wie in Paris, Madrid und London passiert.
Wie gewohnt, gehört zum Repertoire der Beschwichtiger auch diesmal das Mantra "Das ist nicht der Islam!". Zum Teil zu Recht, aber nur zum Teil. Denn die Islamisten finden eben doch ihre Anknüpfungspunkte im Wortlaut des Korans. Und nicht zufällig finden all die hlatlosen, gecheiterten jungen Leute Halt und Handlungsimpulse im Islam und seinem sie faszinierenden Totalitarismus. Oder haben wir etwa schon mal davon gehört, dass sich Jugendliche ohne Perspektive auf andere Ideologien berufen und scharenweise zur Gewalt greifen?
Was tut jetzt not?
- Alle sinnvollen militärischen Möglichkeiten ausreizen, die der unbestreitbar gegebene Bündnisfall bietet,
- die Vorratsdatenspeicherung durchsetzen und die Video-Überwachung verstärken,
- den hiesigen Salafismus radikal bekämpfen,
- den Islam nachdrücklich auffordern, von seiner schriftgetreuen Orthodoxie abzulassen,ansonsten könne er nicht Partner von Staatsverträgen werden,
- die Prediger in den Moscheen dazu zwingen, endlich die Legende mit den 72 Jungfrauen für die "Märtyrer" zu widerrufen und diejenigen ausweisen, die sich weigern,
- zugleich aber auch unsere Bemühungen zur Integration der alten und neuen Zuwanderer verstärken, um zu verhindern, dass da Zeitbomben wie in den Pariser Vorstädten entstehen.
Schließlich aber auch: Das einst sinnvolle, historisch begründete Tabu über den Einsatz der Bundeswehr im Inneren aufzuheben. In Frankreich und Belgien war es unumgänglich, Soldaten zum Objektschutz einzusetzen. Auch bei uns könnte das einmal notwendig werden, zumal die Polizei mit der Zuwanderung und den Demonstrationen voll ausgelastet ist.
Die Diskussion darüber muss jetzt beginnen. Denn die Zeiten von Seeckt sind längst vorüber.Wir können unserer Armee und ihrer Führung vertrauen.
Ernst Eichengrün