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Gunter Weissgerber Offline




Beiträge: 626

26.08.2016 08:12
Oskar Brüsewitz Antworten

Liebe Freunde,

seit Jahren wird von verschiedenen Seiten - darunter auch von zuständigen Landesbehörden in Magdeburg - gefordert, dass von der Stadt Zeitz am Altmarkt endlich wieder eine Gedenktafel für die politischen Opfer der DDR-Zeit angebracht wird. 2015 hatte der Zeitzer Stadtratsvorsitzende, Heinz Borde, einen Vorschlag unterbreitet. Aber selbst dieser findet im Stadtrat keine Mehrheit.

Der leider kürzlich verstorbene Stadtrat Norbert Hörig hatte den Finger bis zuletzt in die Wunde gelegt: es sitzen zu viele ehemalige SED-Funktionäre und deren Anhänger im Stadtrat. Außerdem forderte er, dass das Überprüfungsergebnis der Stadträte auf frühere Stasi-Mitarbeit von 2015 endlich öffentlich bekannt gegeben wird. Die Geheimhaltung dieses Überprüfungsergebnisses hängt ohne Zweifel damit zusammen, dass im Zeitzer Stadtrat ehemalige Stasi-Mitarbeiter sitzen. Kein Wunder, dass es für die Wiederanbringung einer Erinnerungstafel für Opfer der SED-Diktatur in Zeitz am Altmarkt keine Mehrheiten gibt.

Anlässlich des 40. Todestages von Pfarrer Brüsewitz hat sich das MDR-Fernsehen, das im Allgemeinen besonders viel Verständnis für die besondere Situation der ehemaligen DDR-Bürger zeigt, mit diesem Zeitzer Skandal beschäftigt und aktuell recherchiert. Aber selbst das MDR-Fernsehen ist zu dem Ergebnis gekommen: Es herrscht in Zeitz "Kollektive Erinnerungsverweigerung" und es gibt eine "Respektlosigkeit gegenüber Pfarrer Brüsewitz und allen SED-Opfern".

Der Zeitzer Oberbürgermeister Thieme wurde im MDR-Bericht noch nicht befragt, weil er erst seit wenigen Wochen im Amt ist und aus Hamburg stammt. Der Bericht des MDR-Fernsehens kann über folgenden LINK aufgerufen werden:

http://www.mdr.de/mediathek/mdr-videos/a/video-40752.html (gesendet auch: 18.8.2016, 19:00, MDR Sachsen-Anhalt heute)

Wenn die bürgerlichen Parteien im Zeitzer Stadtrat bei der Verhinderung der Gedenktafel für SED-Opfer mit alten SED-Kadern und der LINKEN an einem Strick ziehen, ist es da ein Wunder, wenn die Zeitzer Bürger bei der Landtagswahl 2016 ihre Stimme anderen Gruppierungen gaben? Ist es da ein Wunder, dass ausgerechnet im Wahlkreis Zeitz die CDU abgewählt und die AfD eines der wenigen Direktmandate erringen konnte?

Es stellt sich die Frage. wie lange lassen sich Politik und Öffentlichkeit die Zeitzer "Respektlosigkeit gegenüber Pfarrer Brüsewitz und allen SED-Opfern" noch gefallen.

Mit freundlichem Gruß
Dr. Oskar Schmidt
(Autor des Buches: Die Opfer der Diktaturen vor und nach 1945 in Zeitz)

Anhang: Zeitungsartikel vom 3. Okt. 2015 (25 Jahre Wiedervereinigung Deutschlands) über die Zeitzer Verweigerung

MDR 18.08.2016



28.03.2017

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Thieme,

auch ein Jahr nach ihrem Amtsantritt in Zeitz ist das Thema: "Gedenkort für Opfer Kommunistischer Gewaltherrschaft am Altmarkt" nicht weitergekommen.

Frau Neumann-Becker, die Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, hat deshalb in Ihrem heute veröffentlichten Jahresbericht und ihrer Presseerklärung Zeitz wieder ausdrücklich genannt. Darin heißt es:

"Die Landesbeauftragte unterstützt die Initiative für einen Gedenkort an der ehemaligen Strafvollzugseinrichtung Naumburg. Sie unterstützt auch die Initiative für einen Gedenkstein für die Opfer kommunistischer Verfolgung in Zeitz."

Sie als Oberbürgermeister sind nach Ihrem Amtsantritt 2016 schriftlich um Unterstützung in dieser Angelegenheit gebeten worden, haben aber bis heute nicht geantwortet. Sie werden hiermit noch einmal gebeten, sich für die Anbringung einer Gedenktafel am Altmarkt einzusetzen.

In Zeitz gab es zahlreiche Opfer kommunistischer Verfolgung. In Zeitz hat sich Pfarrer Oskar Brüsewitz aus Protest gegen kommunistische Gewaltherrschaft verbrannt. Zeitz war auch Wahlkreis von Stasi-General Mielke und wurde wegen erheblicher kommunistisch eingestellter Einwohnerschaft auch "Rotes Zeitz" genannt.

Der Zeitzer Stadtratsvorsitzende, Herr Borde (CDU) hat bereits einen Gedenktafel-Text-Vorschlag verschickt, der Ihnen bekannt ist. Die Finanzierung der Gedenktafel ist gesichert.

Ihr Vorgänger im Amt des Oberbürgermeisters, Dr. Kunze (FDP) hatte eine "DDR-Vergangenheit" und in Potsdam zu DDR-Zeit im politisch-rechtlichen Bereich promoviert. Er hat die Anbringung der SED-Opfer-Gedenktafel aus voller Überzeugung und mit Rücksicht auf die starke Fraktion der LINKEN im Zeitzer Stadtrat persönlich abgelehnt und verhindert. Er wurde jedoch 2016 von der Bevölkerung abgewählt.

Für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft und ander Bürger unseres Landes ist es unverständlich, weshalb nun - ein Jahr nach der Wahl eines CDU-Oberbürgermeisters die fehlende und auch von Magdeburg und Berlin angemahnte Gedenktafel noch immer nicht im Zeitzer Stadtrat behandelt wurde.

Zeitz will im Jahr 2017 feiern als "Lutherstadt", als Stadt der Reformation und Aufklärung, als Stadt der Ökumene und als Stadt mit einem 1050-Jahr-Stadtjubiläum. Auch vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, dass die Gedenktafel für die Opfer der SED-Herrschaft in Zeitz von Oberbürgermeister und Stadtrat bisher noch immer nicht in Angriff genommen und nicht umgesetzt wurde. Verweigert sich Zeitz seiner Geschichte?

Wir als Bürger haben keine Möglichkeit, im Stadtrat eine Aussprache über dieses Thema auf die Tagesordnung zu setzten. Sie als Oberbürgermeister können das Thema jedoch auf die Tagesordnung setzten, die Anbringung eines Gedenksteins vorschlagen und vermutlich durchsetzten. Sie sind Jahrzehnte mit Zeitz verbunden. Sie kennen die kommunistische Diktatur aus eigener Familiengeschichte.

Bitte setzten Sie das Thema endlich auf die Zeitzer Tagesordnung !

Mit freundlichem Gruß

Dr. Oskar Schmidt




Missachtung der Opfer der SED-Diktatur 25 Jahre nach der Wiedervereinigung

Zum Beispiel Zeitz: Beseitigung eines Gedenkortes für Opfer der SED-Diktatur am Altmarkt



S a c h v e r h a l t

1993 wird mit Stadtratsbeschluss auf dem Altmarkt von Zeitz am OdF-Denkmal [Opfer des Faschismus] von 1950 die Inschrift Den Opfern des Faschismus ersetzt durch die Inschrift DEN OPFERN VON GEWALTHERRSCHAFT.

1994 wird die Inschrift entfernt und der Zustand von 1950 wiederhergestellt.



Seitdem fordern einzelne Bürger sowie die Union der Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) und die Internationale Assoziation ehemaliger politischer Gefangener und Opfer des Kommunismus (InterAsso) vergeblich, dass auf dem Altmarkt an anderer geeigneter Stelle der Opfer der SED-Diktatur gedacht wird.



Anfang 2015 kündigt der Zeitzer Stadtratsvorsitzende an, den Textentwurf für eine Gedenktafel in den Stadtrat einbringen zu wollen:

In Zeitz und im damaligen Kreis Zeitz kamen während der DDR- Diktatur 1949- 1989 Menschen aus politischen Gründen zu Tode, erlitten Schaden an ihrer Gesundheit, saßen unschuldig im Gefängnis, Familien wurden auseinander gerissen, zwangsweise Kinder in Heimen untergebracht oder durch Zwangsadoptionen den Eltern entrissen. WIR GEDENKEN DER OPFER IN DER DDR-DIKTATUR von 1949 bis 1989
Stadt Zeitz 2015



Es bleibt bei der Ankündigung. Stattdessen schreibt der Oberbürgermeister von Zeitz am 7. Juli 2015 an die UOKG, dass die Stadt Zeitz die Anbringung einer Gedenktafel am Altmarkt ablehne. Begründung:

“… Am Altmarkt befand sich zu DDR-Zeiten keine Dienststelle des MfS. Das Volkspolizeikreisamt hatte hier seinen Sitz. Personen, die heute als Opfer des DDR-Regimes bezeichnet werden könnten, können diese Taten nicht am Altmarkt verorten. Die MfS-Kreisdienststelle war an anderem Ort in Zeitz. Personen, die nach Observation zu ‚Gesprächen‘ beim MfS ‚angefordert‘ wurden, wurden nach Halle verbracht und dort verhört …“



Anlässlich der Feiern zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung fragt der Arbeitskreis „Opfer der NS- und SBZ/SED-Diktatur“ in einem Offenen Brief an Ministerpräsident Haseloff (Anlage 1):

Wie viele Jahre oder Jahrzehnte wird es noch dauern, bis am Altmarkt - in der mit Stasi-Chef Mielke [Wahlkreis] und Pfarrer Brüsewitz [Selbstverbrennung 1976] verbundenen Stadt Zeitz - wieder eine Gedenktafel für die Opfer der SED-Diktatur angebracht wird?

…………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………



Einblick in die Verhältnisse im Stadtrat von Zeitz gibt die öffentlich verbreitete Beschwerde eines Stadtrates an die Vorsitzende des Finanzausschusses (Anlage 2) :



… Bevor ich meine Frage zu Ende stellen konnte, wurde ich lautstark von Herrn Gensch unterbrochen, der aufstand und laut brüllend den Raum verlies. Angetan von dem ungebührlichen Auftritt des Linken Politikers mischte sich Herr Hedrich auf primitive Weise und auch laut brüllend in diese Diskussion ein.

Beiden Rednern hatten Sie nicht das Wort erteilt! Sie haben es zugelassen, dass diese ehemaligen Mitglieder der SED Kreisleitung- einer davon war sogar ein Sekretär- von Zeitz weiterhin mit der Unterdrückung der Meinung anderer Menschen ihr Unwesen treiben. Als Betroffener habe ich diese Art der SED Bonzen am eigenen Beispiel kennen gelernt. Meine Akte umfasst einige 1000 Seiten mit Verhören und falschen Sachverhalten. So wie diese Herren mir gegenüber aufgetreten sind, haben sie zu DDR Zeiten die eigenen Genossen und Bürger – als sie noch die Macht dazu besaßen - behandelt, niedergemacht und verängstigt.. . Bis zur Ausschusssitzung war ich noch unschlüssig, ob die Stadt Zeitz ein Gedenkstein für die Opfer der Gewaltherrschaft braucht? Nach den Auftritten dieser ehemaligen SED-Kreisleitungsmitglieder ist meine Entscheidung gefallen.

Ein feiger Mann - der Bürgermeister von Zeitz

Herr Kunze "studierte" "Politikwissenschaften" zu DDR-Zeiten . DDR und Politikwissenschaft???????

Dateianlagen bitte unter >Unrechtsstaat< in diesem Forum anklicken:
Denkschrift Altmarkt Zeitz zum 3ten Okt 2015.pdf
Norbert Hörig.pdf
BILD-Zeitung Okt 2015 Streit um SED-Opfer-Gedenken Zeitz.pdf
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Dateianlage:
Info über Stasi-Skandal_Stadtrat Zeitz 2016.pdf
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