Sigmar Gabriels Basis war schon immer in der Mehrheitssozialdemokratie. Jusosprüche gibt es von ihm nicht. Als Kurzzeit-MP in Niedersachsen wollte er sich von seinem Landes-SPD-Mitglied und Bundeskanzler Schröder 2003 absetzen. Er krepelte sich an der AGENDA leicht links vorbei und landete damit im Keller und in der SPD als Pop-Beauftragter. 2009 wurde er Bundesvorsitzender und sammelte die breit darniederliegende SPD wieder zusammen. Das ging nicht ohne linke Attitüde. In dieser Zeit machte er auch die Verlinksung des SPD-Grundsatzprogramms mit. Seine Zugeständnisse an den linken Flügel nahmen zu. Ein erstes Aufrichten war die Verhinderung Stegners als Generalsekretär. Mit dem Einschub von Fahimi konnte der maskuline Stegner nicht der mandadierte Oberkrakeeler der SPD werden. Diese (Fehl)Funktion übernahm Fahimi. Stegner war als Vize nicht zu verhindern und machte von dieser Funktion aus den Krawallheini der SPD. Stegner war es auch, der mit dem linken Flügel den Linksaußenmann Ramelow mit Hilfe der schwindsüchtigen Thüringer SPD zum MP in Erfurt machte. Im Moment versucht sich die Thüringer SPD aus diesem Fiasko herauszuheben. Viel Spaß dabei.
Erfahrungen gut ausgewertet, vermögen Profile zu schärfen. Sigmar Gabriel lernte in den letzten Jahren, auf wen er sich verlassen kann und wer ihn in die Tonne zieht. Gestern zog er die Reißleine. Jetzt weiß er, er wird Erfolge, wenn überhaupt, nur mit seinen Mehrheiten in der SPD und außerhalb erreichen können. Die SPD hat 550 000 Mitglieder. Deren Bandbreite ist in etwa einer Gaußschen Glockenkurve der Bevölkerung mit dem Scheitelpunkt oben links in der Mitte gleich. Nur mit diesem Kurs hat er eine Chance halbwegs bevölkerungsidentisch Politik zu formulieren. Es wäre gut für die aus den Fugen zu geraten scheinenden Republik, wenn er diese Linie behält.