Anlage: Laudatio Richard Schröder für Helmut Schmidt in der Zeit 12.11.2015 Jedes Wort kann ich unterschreiben. Es war einfach nur ein Schock 1989/90. Unter einen Haufen Spinner wähnte ich mich geraten. Da hatten dieses Sozis zwei wunderbar vorzeigbare Kanzler der Nachkriegszeit mit Brandt und Schmidt, die mit ihrer Politik einen wichtigen Teil der Saat für das Glück 89/90 mitgelegt hatten und diese Weicheier in der West-SPD schämten sich für einen dieser tollen SPD-Kanzler? Helmut Schmidt war 1990 eine persona non grata in der West-SPD. Wer was auf sich hielt und noch was werden wollte, hielt auf Abstand zum kalten Krieger Schmidt. Nur die Seeheimer mit Annemarie Renger und Rudolf Purps, Gerd Andres u.a. an der Spitze hielten zu ihm und viel auf ihn. Die Seeheimer waren damals zwar in der Bundestagsfraktion noch eine Größe, in der SPD '90 eher nicht.
Eine Erlebnis von leider sehr vielen: Im April 1990 war ich als Vorsitzender der Kurt-Schumacher-Gesellschaft in der DDR e. V. (gegründet 3.2.1990 in Markkleeberg bei Leipzig) Teilnehmer einer Bildungsveranstaltung der Kurt-Schumacher-Gesellschaft Bonne. V. in Wremen bei Bremerhaven. Dort war ein Sozi Bürgermeister der Samtgemeinde. Dieser Sozi, das stellte sich in diesen Tagen heraus, stammte aus dem Geburtsort meiner Mutter (Mumsdorf/Thüringen) und war 1953 in den freien Westen abgehauen. Also eigentlich einer, mit dem ich mich hätte sehr gut verstehen müssen. Puste Kuchen. Er war Lafontainist und Mitglied im SPD-Bundesvorstand. Am ersten Tag wollte er sofort für den nächsten Tag einen Pressetermin zum gemeinsamen Gespräch Bürgermeister/SPD-PV-Mitglied-West und SPD-Volkskammerabgeordneter-Ost machen. Nachdem er mitbekam, wie sehr ich Schmidt schätzte und Lafontaine verachtete, verzichtete er auf den Pressetermin mit mir. Schon das Wort NATO-Doppelbeschluß verursachte bei dem guten Mann erheblichen Brechreiz.