Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 0 Antworten
und wurde 478 mal aufgerufen
 Unrechtsstaat
Gunter Weissgerber Offline




Beiträge: 626

06.11.2015 13:08
Konzentrationslager made in GDR Antworten

Sensationelle Stasi-Liste in Weimar aufgetaucht

Reinhard Köhler hat den Transportplan der Weimarer Stasi-Dienststelle zur Internierung von Oppositionellen in Isolierungslagern gefunden – mindestens 132 Personen sind dort erfasst.


Weimar. „Personen, von denen antisozialistische Handlungen zu erwarten sind, sind sofort zu planen.“ 26 Jahre nachdem dieser Befehl aus dem Schaltzentrum des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) ergangen ist, erschließt sich der Inhalt der Anweisung nur noch einigen Eingeweihten. Was sich hier hinter dem scheinbar harmlosen Begriff „planen“ verbirgt, ist nichts weniger als Befehl zur sofortigen Internierung von fast 85 000 Bürgern der DDR in kreislichen Isolierungslagern. „Schlagartig und konspirativ“, wie es hieß. Die Angst vor Systemgegnern, Friedens- und Umweltaktivisten veranlasste die Staatsmacht in den späten Achtzigern zu rigoroser Aufrüstung.

Reinhard Köhler, der lange im Auftrag der Vereinigung der Opfer des Stalinismus recherchiert und mosaiksteinchenweise Informationen zusammen getragen hat, hat diese menschenverachtende Sprache tausendmal gelesen. Gewöhnen wird er sich daran nie.

Unter den 85 000 sind auch mindestens 132 Menschen aus Weimar und dem damaligen Kreis Weimar, für die zwei ebenso gut beherrschbare und wie hermetisch abzuriegelnde Objekte zur unverzüglichen Internierung vorgesehen waren: das Betriebsferienlager am Stausee Hohenfelden und die Jugendherberge „Am Wilden Graben“ in Weimar.

Für das Jahr 1988 ist Reinhard Köhler allein auf die Namen von 20 Männern und Frauen gestoßen, die innerhalb von 16 beziehungsweise 24 Stunden hätten festgenommen werden sollen. Sogenannte Führungskräfte der inneren Opposition und „Personen mit verfestigter feindlicher Grundeinstellung“ wären die Ersten gewesen, die die Stasi in „Spannungsperioden“ hätte verschwinden lassen. Aber auch Leute mit Ausreiseantrag oder Bundesbürger, die sich in der DDR aufhielten, waren erfasst.

„Diese Liste ist eine kleine Sensation“, sagt Köhler. Ein großer Teil der Unterlagen war in den Wendetagen vernichtet worden. Es gibt immer noch Leute, die die Existenz von Erich Mielkes „Geheimer Kommandosache 1/67“ abstreiten. „Aber diese Listen hier, die sogar Grundrisse der Wohnungen der politischen Gegner enthalten, werden sie umhauen“, ist sich Köhler sicher. Bis ins kleinste Detail führen die Papiere auf, wie die Zugriffe abzulaufen haben – bis hin zu den Vorgaben, welche Personen mit dem Lada und welche mit dem Wartburg abzuholen seien. Die Stasiunterlagenbehörde hat die Namen in den Kopien der Papiere geschwärzt. Den Mann, der in Weimar ganz oben auf der Abschussliste stand, kennt man aber inzwischen: Als Mitglied im Neuen Forum hatte Rudolf Keßner schon lange im Fokus der Stasi gestanden .

Die Jugendherberge „Am Wilden Graben“ war optimal als kreisliches Isoliergefängnis geeignet: schwer einsehbar und gut abzuriegeln. „Man hätte sie aus technischen Gründen schnell räumen lassen können.“ 30 Personen hätten darin festgehalten werden sollen.

Reinhard Köhler, der in der DDR als Notar tätig war, stammt aus Sondershausen, lebt und forscht aber seit vielen Jahren in Weimar. Die Nachweise zu erbringen für die großangelegten Internierungspläne des MfS, ist sein inneres Anliegen. Kreis für Kreis, Stadt für Stadt legt er die Listen offen und geht mit seinen Erkenntnissen und Funden an die Öffentlichkeit. Weimar aber ragt auf mehrfache Weise heraus. Hier habe das MfS eine regelrechte Christenverfolgung betrieben. Allein 52 Personen aus dem kirchlichen Bereich standen auf den Listen, unter ihnen acht Pfarrer, aber auch Mitarbeiter kirchlicher Altersheime und Krankenhäuser. Und viele Zeugen Jehovas, die der Stasi schon deshalb suspekt erschienen, weil sie sich nicht an die Wahlurnen zwingen ließen.

„Im ganzen Bezirk Erfurt ist diese Zahl einmalig“, sagt Reinhard Köhler. „Das spricht für die wichtige Rolle aktiver Christen in der Weimarer Opposition.“

Sabine Brandt / 02.11.15 / TLZ



[url]http://saalfeld.otz.de/web/lokal/politik/detail/-/specific/Weimarer-forscht-zu-Inhaftierung-und-Isolierung-in-der-DDR-Ergebnisse-fuer-Saal-412121222


http://www.tlz.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Sensationelle-Stasi-Liste-in-Weimar-aufgetaucht-1629568313

 Sprung  
Xobor Forum Software ©Xobor.de | Forum erstellen
Datenschutz