Missachtung der Opfer der SED-Diktatur 25 Jahre nach der Wiedervereinigung
Zum Beispiel Zeitz: Beseitigung eines Gedenkortes für Opfer der SED-Diktatur am Altmarkt
S a c h v e r h a l t
1993 wird mit Stadtratsbeschluss auf dem Altmarkt von Zeitz am OdF-Denkmal [Opfer des Faschismus] von 1950 die Inschrift Den Opfern des Faschismus ersetzt durch die Inschrift DEN OPFERN VON GEWALTHERRSCHAFT.
1994 wird die Inschrift entfernt und der Zustand von 1950 wiederhergestellt.
Seitdem fordern einzelne Bürger sowie die Union der Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) und die Internationale Assoziation ehemaliger politischer Gefangener und Opfer des Kommunismus (InterAsso) vergeblich, dass auf dem Altmarkt an anderer geeigneter Stelle der Opfer der SED-Diktatur gedacht wird.
Anfang 2015 kündigt der Zeitzer Stadtratsvorsitzende an, den Textentwurf für eine Gedenktafel in den Stadtrat einbringen zu wollen:
In Zeitz und im damaligen Kreis Zeitz kamen während der DDR- Diktatur 1949- 1989 Menschen aus politischen Gründen zu Tode, erlitten Schaden an ihrer Gesundheit, saßen unschuldig im Gefängnis, Familien wurden auseinander gerissen, zwangsweise Kinder in Heimen untergebracht oder durch Zwangsadoptionen den Eltern entrissen. WIR GEDENKEN DER OPFER IN DER DDR-DIKTATUR von 1949 bis 1989 Stadt Zeitz 2015
Es bleibt bei der Ankündigung. Stattdessen schreibt der Oberbürgermeister von Zeitz am 7. Juli 2015 an die UOKG, dass die Stadt Zeitz die Anbringung einer Gedenktafel am Altmarkt ablehne. Begründung:
“… Am Altmarkt befand sich zu DDR-Zeiten keine Dienststelle des MfS. Das Volkspolizeikreisamt hatte hier seinen Sitz. Personen, die heute als Opfer des DDR-Regimes bezeichnet werden könnten, können diese Taten nicht am Altmarkt verorten. Die MfS-Kreisdienststelle war an anderem Ort in Zeitz. Personen, die nach Observation zu ‚Gesprächen‘ beim MfS ‚angefordert‘ wurden, wurden nach Halle verbracht und dort verhört …“
Anlässlich der Feiern zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung fragt der Arbeitskreis „Opfer der NS- und SBZ/SED-Diktatur“ in einem Offenen Brief an Ministerpräsident Haseloff (Anlage 1):
Wie viele Jahre oder Jahrzehnte wird es noch dauern, bis am Altmarkt - in der mit Stasi-Chef Mielke [Wahlkreis] und Pfarrer Brüsewitz [Selbstverbrennung 1976] verbundenen Stadt Zeitz - wieder eine Gedenktafel für die Opfer der SED-Diktatur angebracht wird?
Einblick in die Verhältnisse im Stadtrat von Zeitz gibt die öffentlich verbreitete Beschwerde eines Stadtrates an die Vorsitzende des Finanzausschusses (Anlage 2) :
… Bevor ich meine Frage zu Ende stellen konnte, wurde ich lautstark von Herrn Gensch unterbrochen, der aufstand und laut brüllend den Raum verlies. Angetan von dem ungebührlichen Auftritt des Linken Politikers mischte sich Herr Hedrich auf primitive Weise und auch laut brüllend in diese Diskussion ein.
Beiden Rednern hatten Sie nicht das Wort erteilt! Sie haben es zugelassen, dass diese ehemaligen Mitglieder der SED Kreisleitung- einer davon war sogar ein Sekretär- von Zeitz weiterhin mit der Unterdrückung der Meinung anderer Menschen ihr Unwesen treiben. Als Betroffener habe ich diese Art der SED Bonzen am eigenen Beispiel kennen gelernt. Meine Akte umfasst einige 1000 Seiten mit Verhören und falschen Sachverhalten. So wie diese Herren mir gegenüber aufgetreten sind, haben sie zu DDR Zeiten die eigenen Genossen und Bürger – als sie noch die Macht dazu besaßen - behandelt, niedergemacht und verängstigt.. . Bis zur Ausschusssitzung war ich noch unschlüssig, ob die Stadt Zeitz ein Gedenkstein für die Opfer der Gewaltherrschaft braucht? Nach den Auftritten dieser ehemaligen SED-Kreisleitungsmitglieder ist meine Entscheidung gefallen.
Was ist denn in Zeitz los? Wie weit leben die denn hinter dem Mond? 10 Jahre keine Lösung für ihren Gedenktafelsstreit. Kein Wunder wenn es dort auch sonst den Berg runter geht.
Welche Schande für unser Land, dass die Schergen der DDR-Diktatur in Zeitz nicht zur Verantwortung vor Gericht gestellt wurden und immer noch ihr Unwesen treiben dürfen.